Das Qi, am ehesten noch mit Lebensenergie zu übersetzen, fließt im Körper vor allem in bestimmten Bahnen, den Meridianen, auf denen die Akupunkturpunkte der TCM liegen. Es gibt 12 Hauptmeridiane und 8 Sondermeridiane. Innerhalb von 24 Stunden fließt das Qi einmal durch die Hauptmeridiane hindurch, die jeweils einen oberflächlichen Anteil haben und über einen tieferen Ast mit den inneren Organen verbunden sind. Über die Akupunktur an speziellen Punkten kann der Energiefluss im Meridian beeinflusst werden und darüber hinaus auch eine Wirkung in der Tiefe und in anderen Bereichen des Körpers erzielt werden.


In Studien und Untersuchungen konnte die Wirkung zum Teil erklärt werden: So wurde z.B. für einen bestimmten Punkt auf dem Handrücken, dem Punkt Hegu, nachgewiesen, dass seine Stimulierung die Weiterleitung eines Schmerzreizes am Arm im Rückenmark gehemmt wird. Zudem werden körpereigene Glückshormone, Endorphine, ausgeschüttet, die für ein allgemeines Wohlbefinden sorgen.

Andere Untersuchungen zeigten in besonderen MRT- Aufnahmen des Gehirns, dass bei Nadelung bestimmter Punkte bei Augen-, bzw. Ohrerkrankungen , die Durchblutung der entsprechenden Gehirnareale zunimmt.


Neben der klassischen chinesischen Akupunktur gibt es verschiedene andere überlieferte Akupunkturformen sowie in neuerer Zeit entstandene Sonderformen, am bekanntesten ist die Ohrakupunktur.

Überall auf dem Körper, z.B. im Ohr, auf den Händen und Füßen ist der gesamte Organismus abgebildet. Dies nutzt auch die Akupunktur, um von verschiedenen Stellen am Körper auf bestimmte Areale oder Organe einzuwirken. Die Ohrakupunktur hat die weiteste Verbreitung erfahren, sie wird oft in Kombination mit der Körperakupunktur angewendet.

Die neueste Entwicklung ist die ECIWO Akupunktur, die Prof. Zhang der Shandong Universität in China 1973 einführte. Ausgehend von moderner embryonaler Forschung, entwickelte er ein Konzept, nach dem überall im Körper die gesamte Information der Entstehung und Entwicklung abgespeichert ist. So ist es möglich, z.B. alleine über einen Mittelhandknochen die Selbstheilungskräfte anzuregen, so dass überall im Körper Regenerationsvorgänge gestartet werden können mit beeindruckenden Ergebnissen. Dies wird vor allem in der Behandlung von Augenerkrankungen ausgenutzt.


Laser- und Elektroakupunktur

Nicht bei allen Patienten ist es möglich, mit Nadeln zu therapieren. Denn auch wenn sie sehr fein sind, kann der Einstich mitunter etwas schmerzhaft sein. Bei sensiblen Menschen und auch bei Kindern kommt dann eine Laser-, bzw. Elektroakupunktur zum Einsatz. Der Punkt wird dann mittels eines Laserlichtes, bzw. eines elektrischen Impulses gereizt.


Chinesische und westliche Phytotherapie

Ein wichtiger Stützpfeiler der TCM ist die Phytotherapie, die Anwendung von verschiedenen Pflanzenbestandteilen. Hier kommen über 400 Samen, Blüten, Blätter, Stiele und Wurzeln zur Anwendung. Individuell wird für jeden Patienten ein spezielles Rezept gemischt, dem meist eine gründliche Anamnese und Untersuchung vorausgeht. Nach einem recht aufwendigen traditionellen Kochverfahren wird das sogenannte Dekokt hergestellt. Leider ist dies oft nicht so wohlschmeckend, wie unsere westlichen Gaumen es gewohnt sind. Mittlerweile stehen auch Kräuterzubereitungen in Tablettenform oder als Granulat zur Verfügung, die aufwendige Zubereitung entfällt hier und auch die Einnahme ist erleichtert.

Mitunter ist auch die Einnahme westliche Kräuter sinnvoll, die oft in Tropfenform eingenommen werden können.


Ernährungslehre

In der TCM haben alle Nahrungsmittel, Gewürze und Getränke eine bestimmte energetische Wirkung, d.h. sie können z.B. wärmend oder kühlend auf den Körper wirken. Zudem wirken sie auf die verschiedenen Organsysteme ein oder können Feuchtigkeit ausleiten oder binden. Dies ermöglicht es, Gesundheit und Wohlbefinden durch eine bewusste Ernährung zu unterstützen, oft hilft schon eine einfache Umstellung mancher Gewohnheiten, mitunter ist auch eine individuelle Ernährungsberatung sinnvoll.

Moxibustion

Bei der Verbrennung von Moxa-Kraut werden entweder auf die Nadeln kleine Kegel mit chinesischem Beifuß aufgesetzt und verbrannt oder auch in einem kleinen Kästchen, das meist auf Rücken oder Bauch gesetzt wird. Hierdurch ist es möglich, dem Körper direkt in der Tiefe Energie in Form dieser besonderen Wärme zuzuführen. Ein Genuss, den viele Patienten gerade in der kalten Jahreszeit sehr schätzen.




Akupunktur bei Augenleiden

Mit diesem neuen Therapieangebot bei akuten und chronischen Augenleiden wird es möglich, die noch bestehende Sehkraft zu erhalten oder sogar zu bessern und Schmerzen zu reduzieren. Ihr Einsatz ist besonders sinnvoll dort, wo die schulmedizinischen Möglichkeiten begrenzt sind. Bei chronischen Veränderungen kann oft eine Besserung erzielt oder zumindest ein Fortschreiten der Erkrankung verhindert werden. Bei akuten Erkrankungen mit Einschränkung der Sehkraft ist oft eine deutliche Verbesserung des Visus bis hin zur vollständigen Wiederherstellung möglich. Entscheidend ist, wie bei anderen Behandlungen oder Erkrankungen auch, dass möglichst frühzeitig mit der Behandlung begonnen wird.

Erkrankungen, bei denen Augenakupunktur sinnvoll eingesetzt werden kann:


Die Nadeltechnik reicht hier weit über die klassische Akupunktur hinaus, es werden Punkte (am ganzen Körper, nicht im Auge!) aus verschiedenen Akupunktur-Systemen kombiniert, z.B. tradierte Systeme wie die TCM und neu entwickelte Punkte und Systeme, deren Effekt bereits wissenschaftlich bestätigt wurde (z.B. Eciwo, Akupunktur 2000, Yamamoto u.a.) Durch eine kontinuierliche Weiterentwicklung kann die Effektivität dieser Therapieform weiter gesteigert werden. Untersuchungen haben gezeigt, dass eine intensive Therapie vor allem bei schwerwiegenderen oder akuten Erkrankungen den positiven Effekt der Akupunktur verstärkt. Das heißt, es werden 2 Akupunktursitzungen pro Tag mit Abstand von mind. einer Stunde durchgeführt. Dies entweder 2-3 mal pro Woche oder auch täglich über 2 Wochen.

Parallel ist eine Unterstützung durch weitere naturheilkundliche Therapien sowie eine spezielle Diät sinnvoll.

Wichtig ist zudem die regelmäßige Kontrolle des Befundes durch den Augenarzt, vor allem bei grünem Star und Erkrankungen des Augenhintergrundes.
Dr. med. Catrin Schunkert
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